Nach der Sanierung des Gasometers Oberhausen wird eine neue umfangreiche Ausstellung gezeigt. Ab Freitag, den 01.10.2021 kann "DAS ZERBRECHLICHE PARADIES" besucht werden.
Thema der Ausstellung: die bewegte Klimageschichte unseres Planeten und der Wandel der Erde durch den Menschen.
Diese Ausstellung sollte ein Muss für jede und jeden sein, die/der unsere Welt noch irgendwie retten will.
von Dietmar Wolfgang Pritzlaff
Die dreigeteilte Ausstellung zeigt im Erdgeschoss die Urgewalten Feuer, Wind und Wasser und deren Auswirkungen auf das Klima. Großformatige Fotos und Filmausschnitte beeindrucken den Besucher. Mal lustig verspielte, mal dramatische tierische Momentaufnahmen. Die Schönheit unseres Planeten Erde.
Das größte Regenwaldschutzgebiet der Welt kann der Besucher virtuell erkunden und dabei die Rolle eines Bewohners des Urwalds einnehmen. Das wird bestimmt ein Highlight für Ausstellungsbesucher werden. Eine 3D-Augmented-Reality-Brille auf der Nase und ab in den Urwald.
Spannende Entdeckungen kann man machen, zum Beispiel, wie sich einige Tierarten neue Lebensräume für sich entdecken, in der Nähe des Menschen. Na klar, da gibt es jede Menge weggeworfenen Müll, der sich durchforschen lässt und unsere Speisereste schmecken einigen Tierarten wohl besonders gut.
Hatten wir das nicht alles schon in der vorletzten Ausstellung
"WUNDER DER NATUR" vor 5 Jahren 2016/2017?
Ja, so ähnlich und doch etwas anders, zeigt sich die Ausstellung vor allem im ökologischen Fußabdruck des Menschen, der auf der nächsten Ebene präsentiert oder viel mehr dem Betrachter vorgehalten wird.
„Ziel der Ausstellung ist es, die schützenswerte Schönheit unseres Planeten zu zeigen“, erklärt Jeanette Schmitz, Geschäftsführerin der Gasometer GmbH, „das heißt aber auch, auf Missstände hinzuweisen, die unser Paradies bedrohen. Bereits heute gibt es allerdings vielversprechende Lösungsansätze, die wir exemplarisch darstellen.“
Haben wir in den letzten 5 Jahren nichts dazugelernt?
Doch, doch, wir wissen vom Klimawandel und sollten das Klima schützen, aber es wird wenig wirklich getan, um einen schnelleren Wandel noch etwas wenigstens aufzuhalten. Der Mensch wird einfach nicht schlauer. Wir halten lieber die Wirtschaft am Laufen und glauben mit ein paar Elektroautos ist es schon getan. Aber weit gefehlt, wie in dieser Ausstellung klar wird.
Urwälder werden weiter abgeholzt, um großflächige Plantagen für zum Beispiel Palmöl zu bewirtschaften. Die Märkte verlangen nach mehr und noch mehr und wir geben nach und lassen gewähren.
Wir haben doch nichts dazugelernt und jedes Land schaut nur auf sich selbst und seinen Profit. Selbst wenn uns Naturkatastrophen mit Zerstörung der Infrastruktur zurückwerfen, auch wenn Menschenleben dabei gefordert werden, all das reicht noch nicht um eine wirkliche Umkehr zu mehr Klimaschutz voranzutreiben. Davon zeugen viele Exponate in dieser Ausstellung.
Schon wieder "nur die Erde" im Gasometer?
Auf vielfachen Wunsch der Besucher des Gasometers, hängt wieder die monumentale Skulptur der Erde aus der Ausstellung "WUNDER DER NATUR", 20 Meter groß, in dem 100 Meter hohen Raum über der Gasdruckscheibe des Gasometers und wieder ist es faszinierend zu sehen, wie die hochauflösenden Satelliten-Projektionen die Sicht auf unsere Erde aus dem All zeigen.
Allerdings sind die Projektionen komplett überarbeitet, mit neuen Inhalten versehen und auf den aktuellen Stand der Technik gebracht. Die Projektionen erreichen eine Auflösung von 58 Millionen Pixeln, was dem Siebenfachen eines digitalen Kinos entspricht. Das erweckt die Riesen-Erd-Skulptur virtuell zum Leben. Das ist und bleibt der Höhepunkt der Ausstellung. Man kann auf großen Kissen liegend die Erde über sich schwebend betrachten.
Steht man unter der Skulptur scheint sie riesig. Fährt man mit dem Aufzug aufs Dach des Gasometers, kann man die Erde in luftiger Höhe an sich vorbeiziehen sehen. Oben angekommen erscheint die Riesenskulptur eher klein, aber wunderschön, eben unser "Blauer Planet".
Eine Sicht, die wir Normalsterblichen wohl nie aus dem All erleben werden. Vielleicht gibt es in ein paar Jahren den Weltraumbahnhof und es wird normal sein, dorthin zu reisen. Dabei sollte man sich jetzt schon fragen: "Tut dat Not?" Ob es unserer Erde guttun wird, dass bei jedem Raketenstart noch mehr Kerosin freigesetzt und dadurch die "zerbrechliche Hülle" unserer Erde mehr und mehr zerstört wird?
Die nächsten Generationen der Menschheit werden sich damit auseinandersetzen müssen. Die Menschheit heute lebt am Rande des Vulkans mit vollem Wissen, das wir dem Abgrund schon nahe sind und doch wird nichts geändert.
Man könnte es am ehesten mit den Bewohnern in der Nähe unserer Vulkane vergleichen. Man weiß, dass die Vulkane jederzeit wieder ausbrechen können und trotzdem wohnt man in unmittelbarer Nachbarschaft, setzt sich hin und wartet. Das allerdings wird bei unserem Planeten nicht reichen, aber das ist jedem auch jetzt schon klar.
Die Menschen werden nicht schlauer -
auch nicht mit noch so vielem Wissen!
Die zusammengestellten Bilder und Filmsequenzen zeigen in aller Deutlichkeit die Klimaveränderung durch Waldrodungen, den Raubbau an Tieren, die Vermüllung - insbesondere der Meere - und die Folgen der industriellen Landwirtschaft. Es gibt aber auch Hoffnungsschimmer, wie das Ocean Cleanup-Projekt, das Vertical Forest-Gebäude in Mailand oder - direkt vor der Gasometer-Haustür - die Renaturierung der Emscher.
Besonderes aus der Ausstellung:
Außer den fanstastisch-guten Naturfotos in Riesengröße, die die Schönheit der Natur und die „Schönheit“ der Zerstörung der Natur zeigen, wird ein Gipsabdruck eines Relikts: DAS BAMBINO, ein etwas 3 bis 4 jahre altes Kind, welches unter Asche und erkaltetem Lavagestein gefunden wurde, direkt aus Pompeji, gezeigt. Zusammen mit seiner Familie hatte es wahrscheinlich Schutz unter einer Treppe im „Haus des Goldenen Armreifs“ gesucht - vergeblich. Die unvorstellbare Katastrophe, die beim Ausbruch des Vesuvs ganz Pompeji unter Asche und Lavamassen begrub, gehört zu den dramatischsten Szenarien unserer Weltgeschichte.
Außerdem sind verschiedene Globen unserer Erde ausgestellt.
20 kleinere beleuchtete Globen, auf denen die Wissenschaftler des Earth Observation Center des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt verschiedene Daten von Erdbeobachtungssatelliten zeigen. Diese Messwerte helfen der Wissenschaft, die komplexen Ökosysteme unserer Erde zu verstehen. Unter anderem zeigen die von Columbus Globen produzierten Erdkugeln in anschaulicher Art und Weise CO2-Werte, Ozonkonzentrationen, Stürme oder die Erde bei Nacht.
Die Auswirkungen des menschlichen Handelns auf unsere Umwelt erklären in der Ausstellung "Das zerbrechliche Paradies" vier Experten, die die Besucher als Hologramme abrufen können.
Marc Buckley ist einer der Experten, die als Hologramme im Ausstellungsbereich „Perspektiven-Ideen-Hoffnung“ zu Wort kommen. Der international angesehene Klimaaktivist berät unter anderem die Vereinten Nationen (UN) in Fragen der Nachhaltigkeit (Sustainable Developement). Besonders setzt er sich für eine Umstellung der Lebensmittel- und Getränkeindustrie ein.
Das Hologramm von Professor Ernst Ulrich von Weizsäcker wird über unser Klima, die Globalisierung und die Rolle der Politik sprechen.
Ein weiteres Hologramm ist die Politökonomin, Transformationsforscherin und Nachhaltigkeits-Wissenschaftlerin Professorin Maja Göpel.
Weitere Themengruppen in der Ausstellung sind:
Katastrophale Naturereignisse
Sandstürme, Vulkanausbrüche, Feuersbrünste, Orkane, Hurrikans, Sturmfluten, Dürreperioden in Bildern und Filmen.
Menschen-gemachte-Veränderung unseres Planeten:
Riesige Kohleabbau-Gruben, Geflechte von Autobahnen, Hochhäuser-Städtebau, schmelzende Polkappen, Auftauen des Permafrostes, Plastik in unseren Ozeanen.
Aus über 50.000 Fotos und Fotostrecken wurden preisgekrönte und beeindruckende Fotos für das Gasometer ausgewählt.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Fotos aus der Ausstellung, im Klartext-Verlag, Essen, der zu einem Preis von 19,95 Euro im Gasometer erworben werden kann.
Außerdem werden Audio-Guides in deutsch, englisch und niederländisch angeboten. Auch für die kleinen Besucher wird es Kinder-Audio-Guides geben.
25 Jahre Ausstellungshalle Gasometer
16 Ausstellungen, über acht Millionen Besucher — die „Tonne“, wie ihr Wahrzeichen von den Oberhausenern liebevoll genannt wird, blickt auf 25 Jahre als Kulturkathedrale zurück. Am 22. Juli 1994 begann für Europas größten Gasspeicher sein zweites Leben als jetzt höchste Ausstellungshalle des Kontinents. Gleichzeitig blickt das einzigartige Industriedenkmal, das als Gasspeicher der umliegenden Eisenhütten errichtet wurde, 2019 auf ein 90-jähriges Bestehen zurück.
Öffnungszeiten
Die Öffnungszeiten des Gasometer Oberhausen sind Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr. In den NRW-Ferien oder an Feiertagen ist der Gasometer durchgehend also auch am Montag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
TICKETS
Tickets und Eintrittspreise für die Ausstellung DAS ZERBRECHLICHE PARADIES
Tickets und Geschenkgutscheine für die Ausstellung "Das zerbrechliche Paradies" können ab dem Ausstellungsbeginn am 1. Oktobar 2021 an der Tageskasse vor Ort oder ab sofort über den Online-Ticketshop erworben werden.
Ermäßigt 8 € (Schüler, Studenten, Rentner, Schwerbehinderte, Arbeitslose, Bundesfreiwilligendienstleistende, Menschen mit Sozialhilfebezug bei Vorlage entsprechender Bescheinigungen an der Kasse, Gruppen ab 15 Personen. Bereits ermäßigte Tickets können nicht weiter ermäßigt werden).
Kinder bis 5 Jahre - freier Eintritt
Schüler und Lehrer im Klassenverband 4 €
Familienkarte (2 Erwachsene und max. 5 Kinder im Alter von 6 bis 17 Jahren) 27 €
Dauerkarte 25 €
Die Eintrittskarten sind nicht datumsgebunden und berechtigen zum einmaligen Besuch während der gesamten Ausstellungslaufzeit. Online-Tickets weichen aufgrund der Vorverkaufsgebühr geringfügig von unseren unten aufgeführten Kassenpreisen ab, berechtigen allerdings zum bevorzugten Eintritt.
Die kommende Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ wird realisiert von der Gasometer Oberhausen GmbH, in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und mit freundlicher Unterstützung der Emschergenossenschaft.
Das Konzept der Ausstellung geht in den Grundzügen auf den mittlerweile verstorbenen langjährigen Kurator des Gasometers, Professor Peter Pachnicke, zurück.
Jeanette Schmitz, Geschäftsführerin des Gasometers und Thomas Wolf, langjähriger Mitarbeiter Professor Pachnickes, haben das Konzept der Ausstellung in Kooperation mit Nils Sparwasser vom DLR weiterentwickelt und umgesetzt.
Die technische Realisierung der Erdkugel übernehmen das DLR, Intermediate Engineering und geo – die Luftwerker.
Medienpartner sind WDR 5 und GEO. Als weitere Partner unterstützten die Energieversorgung Oberhausen (EVO) sowie der NABU NRW die Ausstellung.