Online-Redaktion: liesmichnet.de


112 - KUNST - documenta 14 - 2017



Marta Minujín, El Partenón de libros (The Parthenon of Books, 1983), installation,
Avenida 9 de Julio, Buenos Aires. Photo: Marta Minujín Archive


Einladung zur Grundsteinlegung für
The Parthenon of Books

22. Oktober 2016, 15:00 Uhr
Die Grundsteinlegung für die erste künstlerische Arbeit der documenta 14 The Parthenon of Books (Der Parthenon der Bücher) findet am 22. Oktober 2016 um 15:00 Uhr auf dem Friedrichsplatz in Kassel statt. Sie sind herzlich eingeladen, gemeinsam mit der Künstlerin Marta Minujín und dem Kurator Pierre Bal-Blanc diese symbolische Geste zu vollziehen und vor Ort Bücher für die Errichtung des Parthenons zu spenden. Die Veranstaltung ist öffentlich.
20. Oktober 2016, 14:30 Uhr
Zum Auftakt der Spendenaktion werden die Künstlerin Marta Minujín, Adam Szymczyk, Künstlerischer Leiter der documenta 14, und Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, das Projekt im Rahmen eines Pressegesprächs vorstellen. Dieses findet am 20. Oktober 2016 um 14:30 Uhr auf der Open Stage der Agora der Frankfurter Buchmesse in englischer Sprache statt.
19.–23. Oktober 2016, 9:00–17:30 Uhr
Die documenta 14 ist vom 19. bis 23. Oktober 2016 zu Gast auf der Frankfurter Buchmesse, um Buchspenden für The Parthenon of Books entgegenzunehmen. Sie finden uns auf der Agora am Stand E2. Dort geben wir Einblicke in das künstlerische Schaffen von Marta Minujín und stellen in einem Handapparat eine Auswahl einst verbotener Bücher zur Lektüre zur Verfügung.
In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Nikola Roßbach, Gastprofessor Dr. Florian Gassner und Studierenden der Universität Kassel ist eine Liste verbotener Bücher aus der ganzen Welt entstanden, die schon jetzt mehr als 60.000 Titel verzeichnet und im Verlauf des Projekts kontinuierlich erweitert wird. Diese Liste finden Sie auf der Webseite der documenta 14.
Sie sind herzlich eingeladen, die Realisierung des Kunstwerks mit einer Buchspende zu ermöglichen. Gerne können Sie auch über die Zeit der Frankfurter Buchmesse hinaus Bücher postalisch nach Athen oder Kassel schicken oder persönlich abgeben. Schon jetzt unterstützen zahlreiche lokale Partner die Sammelaktion mit eigens eingerichteten Spendenboxen. Ausführliche Informationen wie Sie spenden können, finden Sie auf der Webseite der documenta 14.
Die documenta 14 dankt der Frankfurter Buchmesse sowie den Lehrenden und Studierenden der Universität Kassel. Wir danken außerdem den Verlagen und Verlagsgruppen Agra Publications, C.H. Beck, dtv, Hanser Literaturverlage, Kastaniotis Editions, Kiepenheuer & Witsch, Metaichmio Publications, Mezopotamien Verlag, Nefeli Publishing, Patakis Publishers, Rowohlt Verlage, S. Fischer Verlag, Suhrkamp Verlage und den Ullstein Buchverlagen, die den Auftakt der Buchsammlung großzügig unterstützen sowie allen, die durch Ihre Buchspenden The Parthenon of Books ermöglichen.

THE PARTHENON OF BOOKS
Zensur, die Verfolgung von Schriftsteller_innen und das Verbot ihrer Texte, motiviert durch politische Interessen und mit dem Ziel, unsere Gedanken, Vorstellungen und Körper zu beeinflussen, sind nach wie vor weit verbreitet.
The Parthenon of Books setzt ein Zeichen gegen das Verbot von Texten und die Verfolgung ihrer Verfasser_innen. Für die Realisierung des Werks sammeln die argentinische Künstlerin Marta Minujín und die documenta 14 gemeinsam mit der Frankfurter Buchmesse Bücher, die nach Jahren des Verbots wieder verlegt werden oder in einigen Ländern legal verbreitet, in anderen aber untersagt sind. Sie sind herzlich eingeladen, Bücher zu spenden und so ein Teil dieser künstlerischen Arbeit zu werden.
Die Installation The Parthenon of Books wird in Kassel nach dem Vorbild des Tempels auf der Athener Akropolis errichtet, der ästhetisch und politisch das Ideal der ersten Demokratie repräsentiert. Bis zu 100.000 verbotene Bücher aus der ganzen Welt gestalten das Werk, das auf dem Kasseler Friedrichsplatz erbaut wird, dort, wo am 19. Mai 1933 im Zuge der sogenannten „Aktion wider den undeutschen Geist“ rund 2.000 Bücher verbrannt wurden. 1941 fing das Fridericianum – das damals noch als Bibliothek genutzt wurde – während eines Bombenangriffs der Alliierten Feuer und ein Buchbestand von rund 350.000 Bänden ging verloren.
Minujíns The Parthenon of Books geht zurück auf eine Installation aus dem Jahr 1983 mit dem Titel El Partenón de libros, die kurz nach dem Zusammenbruch der argentinischen zivil-militärischen Diktatur genau jene Bücher zeigte, die während der Diktatur verboten waren. Nach fünf Ausstellungstagen kippten zwei Kräne die Installation leicht zur Seite, sodass die Anwesenden die Bücher mitnehmen konnten. Auch für den Parthenon in Kassel ist zum Ende der documenta 14 eine gemeinsame Aktion mit der Öffentlichkeit geplant, um die Bücher wieder kursieren zu lassen.

MARTA MINUJÍN
Marta Minujín kam in Buenos Aires zur Welt. Sie studierte bildende Kunst an der Escuela de Bellas Artes Manuel Belgrano (1953-61) und Kunstpädagogik an der Escuela Superior de Bellas Artes (1960-61) in Buenos Aires. 1961 besuchte sie die Pariser Biennale als Teil einer Delegation argentinischer Künstler. Ein Jahr später kehrte sie nach Paris zurück, um Malerei zu studieren. Dort begann sie mit der Arbeit an einer Serie von Plastiken aus umgestalteten, miteinander vernähten und in grellen Farben bemalten Matratzen. 1966 erhielt sie ein Guggenheim-Fellowship. Seither lebt und arbeitet sie sowohl in New York, als auch in Buenos Aires. Minujíns Arbeit ist maßgeblich von einer Denkhaltung beeinflusst, die in den 1960er Jahren vom Instituto Torcuato Di Tella in Buenos Aires ausging, außerdem von den Debatten, die der argentinische Essayist Oscar Masotto zu Themen von der Semiotik bis zu den postfreudianischen psychoanalytischen Theorien Jacques Lacans anstieß. Sie erforscht die Potenziale sowohl von Happenings und Performance-Kunst als auch von Plastiken und Video. Minujíns „bewohnbare Skulpturen“ entspringen der Geringschätzung und dem Misstrauen gegenüber dem sammelbaren Kunstobjekt. Die Künstlerin hat sich in ihrer Arbeit immer wieder mit der argentinischen Diktatur und anderen repressiven Regimes auseinandergesetzt und darin auch häufig auf Bücher und ihre öffentliche Verfügbarkeit oder Zensur als Ausdruck demokratischen Denkens und der freien Rede hingewiesen. Viele ihrer Aktionen arbeiten mit Momenten der Überraschung und Provokation, bisweilen auch der Gewalt und Zerstörung.

Copyright © 2016 documenta und Museum Fridericianum gGmbH. All rights reserved.

Henriette Gallus
Leiterin der Kommunikation /
Διευθύντρια Επικοινωνίας /
Head of Communications

documenta 14
Friedrichsplatz 18
D-34117 Kassel



eingestellt am: 19.10.2016