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104 - TANZ - Spielzeit 2015 / 2016



"Two Cigarettes in the dark" © Foto: Laurent Philippe

 

 

 

von Dietmar Wolfgang Pritzlaff

 

Sechs Jahre nach dem plötzlichen, unerwarteten Tod der Choreografin Pina Bausch im Jahre 2009 kommt im September 2015 erstmalig ein neues Stück des Tanztheater Wuppertal Pina Bausch auf die Bühne des Opernhauses Wuppertal.

Seit 2009 fragten Journalisten jedes Jahr bei den Pressekonferenzen nach einem neuen Stück. Jetzt ist es soweit: Unter dem Titel NEUE STÜCKE 2015 erarbeiten vier international bekannte Choreografen drei Werke für einen neuen Tanzabend.

Das erinnert an die Anfangszeit von Pina Bausch in Wuppertal: 1975 inszenierte Frau Bausch selbst den dreiteiligen Tanzabend FRÜHLINGSOPFER (1. Teil - Wind von West, 2. Teil - Der zweite Frühling, 3. Teil - Das Frühlingsopfer - Le Sacre du Printemps), der erst wieder 2013 in der ursprünglichen Fassung neueinstudiert auf der Bühne des Opernhauses Wuppertal und im Aalto-Theater Essen aufgeführt wurde.

Wäre es nicht "privater, intimer und familärer" aus dem Ensemble selbst zu schöpfen? Aus Erinnerungen, gesammelten Materialien der Jahre und neuen Fragen, Improvisationen und Ideen der Tänzerinnen und Tänzern ein, in der arbeitsweise ähnelndes Stück zu formen? Es gibt einige Tänzer und Tänzerinnen des Ensembles, die schon eigene Inszenierungen von Solis oder in kleineren Gruppen aufgeführt haben. Wäre man dann nicht dichter dran, an der Arbeit und den Werken von Frau Bausch?

Vielleicht hätte es Frau Bausch gefallen, dass sich Wuppertal-fremde Choreografen mit dem "Bausch-Ensemble" neue Ideen für die Zukunft erarbeiten. (Choreografen = siehe unten, Pressemitteilung)

Diese Aussenansicht soll in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden. Jedes Jahr sollen andere Choreografen die Möglichkeit einer Inszenierung mit dem Ensemble erhalten. Die Proben für den dreiteiligen Tanzabend werden am 17. August 2015 beginnen. Das Publikum darf gespannt sein, in wie weit Bausche Themen, Bewegungen und Sprache in den Tanzabend einfließen werden.

Der Kartenvorverkauf hat schon begonnen und man sollte schnell sein, um sich noch Karten für die raren Aufführungen in Wuppertal, leider sind das nur 6 an der Zahl, zu sichern.

 

 

Bei der Pressekonferenz wurde besonders auf das große Interesse des jungen Publikums aufmerksam gemacht. Gerade die Stücke aus den letzten Jahren kamen bei den jungen Zuschauern gut an. Wohl auch weil der PINA 3D-Film von Wim Wenders so viel globale Werbung in der ganzen Welt gemacht und ja - leider auch der frühe Tod der Choreografin - das Interesse an Bauschs Werken geschürt hat.

 

 


Gestaltung Postwertzeichen: Professor Dieter Ziegenfeuter, Dortmund
Foto: Wilfried Krüger, Wuppertal.

Pina Bausch hätte am 27. Juli 2015 ihren 75ten Geburtstag gefeiert, wäre sie nicht im Jahre 2009 unerwartet an unheilbarem Knochenkrebs gestorben. Ihr Lebenswerk umfasst mehr als 40 Stücke und Menschen in aller Welt haben die Werke schätzen und lieben gelernt.

 

 

 



Foto © Jan Ulrich Hasecke

 

Schon am 21. März 2015 enthüllte der Pina Bausch Freundeskreis Solingen e.V. eine Bild-Tafel am ehemaligen Café Müller in der Dahler Straße, Ecke Focher Straße.

In dem Gebäude befindet sich heute eine Apotheke. Bis 1970 war hier das Café Müller ansässig. Pina Bausch wohnte nebenan und ging hier in dem Café ein und aus. Sie wr mit der Tocher des Hauses eng befreundet. Eines ihrer berühmtesten Stücke, in dem sie noch selbst tanzte, erhielt den Namen CAFÉ MÜLLER.

Ein Zitat aus der Rede anlässlich der Verleihung des Kyoto-Preises in Japan 2007 schmückt die Tafel:

"MANCHES, VON DEM, WAS ICH ALS KIND ERLEBT HABE,
FINDET SICH VIEL SPÄTER AUF DER BÜHNE WIEDER."

 

 

 

 

PRESSEMITTEILUNG 9. Juni 2015
Spielzeitpressekonferenz 2015/2016
Tanztheater Wuppertal Pina Bausch

Die Spielzeit 2015/2016 steht für den Beginn einer von dem Ensemble des Tanztheater Wuppertal 2014/2015 initiierten Weiterentwicklung.  
„Gemeinsam mit dem Land haben wir uns auf den guten Weg gemacht, ein Konzept zu erarbeiten, wie das Erbe von Pina Bausch bewahrt und gleichzeitig die Zukunft des Tanzes in Wuppertal entwickelt werden kann,“ erklärt Peter Jung, Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal, „mit Stefan Hilterhaus von PACT Zollverein konnte ein renommierter Tanz-Experte gewonnen werden, der gemeinsam mit dem Ensemble ein Zukunfts-Konzept für die Zeit nach 2015 entworfen hat. Denn der Tanz soll weiter eine Heimat in Wuppertal haben – und das auch räumlich: Mit einem Pina-Bausch-Zentrum im Herzen unserer Stadt“. 

Das Pina Bausch Zentrum zähle zu den 13 Schlüsselprojekten innerhalb des Strategieprozesses Wuppertal 2025, so Stadtdirektor Dr. Johannes Slawig, dass es für die Planung nun Mittel aus Berlin und Düsseldorf gebe, zeige, dass es sich um ein „nationales Kulturerbe“ handele.

 

NEUE STÜCKE 2015

Für die Spielzeit 2015/2016 hat das Tanztheater Wuppertal jetzt drei Choreografen eingeladen mit den Tänzern des Ensembles zu arbeiten und die Stücke im Rahmen eines dreiteiligen Abends zur Spielzeit-eröffnung im September zu präsentieren.
Damit zeige das Tanztheater „dass es bereit und in der Lage ist, die Bewahrung des Erbes von Pina Bausch zu verbinden mit der Öffnung für neue Ideen und Konzepte.“ erklärte Slawig.  Bei der Auswahl der Choreografen für diese erste Serie neuer Stücke beratend tägig waren Alistair Spalding, Generaldirektor und Künstlerischer  Leiter des  Sadler´s Wells Theaters in London, mit dem das Tanztheater Wuppertal eine langjährige Gastspielpartnerschaft verbindet, Myriam De Clopper Künstlerische Leiterin des deSingel in Antwerpen, ebenfalls Gastspielpartner des Tanztheaters seit 1991 sowie Stefan Hilterhaus.

Als „Ehre und Privileg“ bezeichnete Alistair Spalding die Herausforderung dieses neue  gemischte Programm für die kommende Spielzeit entwickeln zu dürfen. „Mit der Teilung des Abends wollten wir den Tänzern ermöglichen, verschiedene Erfahrungen mit kreativen Prozessen zu machen. Die Künstler, die wir ausgewählt haben, kommen aus ganz unterschiedlichen Kontexten, bringen ganz unterschiedliche Erfahrungen mit und werden auch ihre ganz spezifischen eigenen Ansätze in den Prozess einbringen.“

Tim Etchells, Cecilia Bengolea & François Chaignaud und Theo Clinkard werden den dreiteiligen Abend  gestalten:

Tim Etchells Schriftsteller, Regisseur und Performer aus Großbritannien, Künstlerischer Leiter der international bekannten Performance-Gruppe Forced Entertainment, ist fasziniert von Sprachregeln und -systemen und arbeitet mit Performern ausgehend von Texten, die im Laufe des Prozesses entstehen.

Cecilia Bengolea und François Chaignaud arbeiten seit 2005 zusammen und gründeten 2008 eine Companie. Sie schöpfen aus der Differenz. Cecilia Bengolea (aus Argentinien) verbindet Elemente der Clubkultur wie Twerking und Dubsteps mit Einflüssen jamaikanischer Tanzhallen. François Chaignaud (aus Frankreich) klassisch ausgebildeter Tänzer, geht aus von historischen Referenzen und setzt den Fokus auf vokale Polyphonien.

Theo Clinkard (GB) hat bis zur Gründung seiner eigenen Company 2012 mit vielen Ensembles gearbeitet, im Rahmen eines Workshops in Wuppertal auch mit den Tänzern des Tanztheaters. Er interessiert sich für das  kommunikative Potential des Körpers und die Art und Weise wie Tanz Empathien zwischen den Tänzern untereinander oder zwischen Publikum und Tänzern sichtbar machen kann.

 

Spielplan 2015/2016: Höhepunkte

Neben dem neuen Abend präsentiert das Tanztheater kommende Spielzeit zehn verschiedene Stücke von Pina Bausch, davon sieben in Wuppertal und bestreitet Gastspiele in St. Pölten, Antwerpen, Monaco, London, Adelaide, Paris, Amsterdam und zum ersten Mal in Luxemburg und Wellington.

Höhepunkte der Spielzeit sind das Open Air Gastspiel in den Arènes de Nîmes mit Café Müller und Sacre, mit dem Orchestre des Siècles unter der Musikalischen Leitung von Xavier Roth und die erste Neueinstudierung eines der neueren Stücke von Pina Bausch durch ein anderes Ensemble unter Leitung von Tänzern des Tanztheaters. Das Bayrische Staatsballett in München wird „Für die Kinder von  gestern  heute und morgen“ aus dem Jahr 2002 in sein Repertoire aufnehmen, ein Projekt der Pina Bausch Foundation in enger Zusammenarbeit mit dem Tanztheater Wuppertal. Premiere wird am 3. April 2016 zur Eröffnung der jährlichen BallettFestwoche im Nationaltheater München sein.

Lutz Förster, Künstlerischer Leiter des Tanztheaters, betont wie wichtig dieser Schritt auch für die Zukunft des Tanztheaters sei „Wir sind sehr gespannt und freuen uns, dass dieses schon zu Lebzeiten von Pina Bausch angedachte Projekt jetzt umgesetzt werden kann und sich daraus, auch in Zusammenarbeit mit der Pina Bausch Foundation, neue Herausforderungen und Aufgaben für das Tanztheater eröffnen.“

Sechs neue Tänzer werden sich dem Ensemble des Tanztheaters kommende Spielzeit anschließen: aus Canada/Schweden Emma Barrowman, zuletzt Bayrisches Staatsballett München; aus Australien Michael Carter, zuletzt Ensemblemitglied der Compañia Nacional de Danza in Madrid; aus Amerika Jonathan Fredrickson, zuletzt Hubbard Street Dance Chicago und drei Absolventen der Folkwang-Universität der Künste, Blanca Noguerol Ramírez aus Spanien, Julian Stierle aus Deutschland und Tsai-Wei Tien aus Taiwan.

 

Insgesamt 99 921 Besucher hatte das Tanztheater Wuppertal in der vergangenen Spielzeit ohne die noch anstehenden Aufführungsserien im Juni in Wuppertal und ohne das Gastspiel von UNDERGROUND III in Münster: 16 255  Zuschauer in Wuppertal, 83 096 im Rahmen von Gastspielen und 570 für das Projekt UNDERGROUND III von und mit Tänzern des Tanztheaters und Gästen im Parkhaus am Wicküler Park.


NEUE STÜCKE 2015
Dreiteiliger Abend – Vier Choreografen

18., 19., 20., 22., 23., 24. September 2015
Vorverkaufsbeginn 10. Juni 2015

Tim Etchells, Cecilea Bengolea & François Chaignaud, Theo Clinkard

Tim Etchells in England lebender Künstler und Schriftsteller, vor allem bekannt als Künstlerischer Leiter und Performer des 1984 in Sheffield (GB) gegründeten Ensembles Forced Entertainment, dessen Performances weltweit gezeigt und von Kritikern gefeiert werden. Etchells  kooperierte mit vielen verschiedenen Choreographen, Künstlern, Theaterschaffenden und Fotografen. Seine Soloarbeiten umfassen performative Arbeiten, Video und Fotografie, sowie auf Text basierende Projekte, Installationen und Fiktion. Spielerisch und auf poetische Art und Weise erkundet er widersprüchliche Aspekte von Sprache. Geschwindigkeit, Klarheit und Lebendigkeit des Narrativen und der Kommunikation von Bildern und Ideen spielen dabei eine ebenso große Rolle wie der Reichtum an Ungewissheiten und Mehrdeutigkeit. Derzeit lehrt er an der Lancaster University Performance & Writing

Cecilea Bengolea & François Chaignaud

Cecilia Bengolea geboren in Buenos Aires, ist Tänzerin und Choreografin. Sie studierte Anthropologische Tänze, Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität von Buenos Aires. Seit 2011 lebt Bengolea in Paris. Sie arbeitete zusammen mit Choreografen wie Claudia Triozzi, Marc Tompkins, Yves-Noël Genod, Alain Buffard, Mathilde Monnier,  Monika Gintersdofer und Knut Classen.

François Chaignaud in Rennes geboren, absolvierte seine Ausbildung am Conservatoire de Paris. Seit 2003 tanzte er in  Choreografien von: Boris Charmatz, Emmanuelle Huynh, Gilles Jobin, Tiago Guedes, Alain Buffard. Chaignaud initiierte mehrere Kooperationen, u.a. mit einer Dragqueen, einem Kabarettisten, Mode- und bildenden Künstlern. Zurzeit erforscht Chaignaud polyphone Systeme unter anderem aus Georgien und dem Mittelalter.

2008 gründeten Cecilia Bengolea and François Chaignaud die Tanzkompanie Vlovajob Pru.  Aus der kontinuierlichen Zusammenarbeit der beiden Choreografen entstanden vielfältige Projekte und Performances, die weltweit gezeigt wurden. Für die Oper von Lyon kreierten sie das Auftragswerk HOW SLOW THE WIND (2014), ein Stück für sieben Tänzer auf Spitze und für das Ballet de Lorraine DEVOTED (2015), ein Stück für neun Tänzerinnen auf Spitze. 2009 wurden Bengolea und Chaignaud mit dem Pariser „Prix de la révélation chorégraphique de la critique“ ausgezeichnet. Für die gemeinsame Arbeit Sylphides and Dublove erhielten sie den Noon Award für junge Künstler bei der Gwangju Biennale 2014.

Theo Clinkard gründete 2012 seine siebenköpfige Company und entwickelte mit ihr ausgehend von dem kommunikativen Potenzial des Körpers und der empathischen Natur des Tanzes ein Portfolio visuell starker und „viszeraler“ Arbeiten. Clinkard wurde in Cornwall geboren und tanzte dort mit Brigid Albrechtsen, bevor er seine Ausbildung an der Elmhurst Ballett School und The Rambert School begann. Er erarbeitete zwölf Auftragswerke für professionelle Companien und Ausbildungsstätten in England, Österreich, Chile, Irland, Wales und Neu Seeland. Clinkard tourt mit seinen eigenen Kreationen sowie mit ´Accumulation`(1971), einer signifikanten Arbeit der amerikanischen Choreografin Trisha Brown, die als eine der anerkanntesten Choreografinnen der amerikanischen Post Modern Dance Bewegung gilt. Er ist der erste männliche Tänzer, der das legendäre Solo von Brown performte. Neben seiner Arbeit als Tänzer arbeitete Clinkard als Designer für Oper, Theater, Tanz und  Live-Art.

 

 

Aktuelle Termine Spielzeit 2014/2015

Aufführungen in Wuppertal

Vorstellungsbeginn in Wuppertal:

19.30 Uhr, an Sonn- und Feiertagen um 18.00 Uhr

Gutscheine der Wuppertaler Bühnen gelten nicht für Aufführungen des Tanztheaters.

Tanztheater Wuppertal Pina Bausch

13., 14., 15., 17., 18., 19. Juni 2015
VOLLMOND
Wuppertal, Opernhaus
Dauer: ungefähr 2 h 20
Vorverkaufsbeginn: 20. April 2015
Tanztheater Wuppertal Pina Bausch

25., 26., 27., 29., 30. Juni 2015
KONTAKTHOF
Wuppertal, Opernhaus
Dauer: ungefähr 2 h 50
Vorverkaufsbeginn: 30. April 2015
Tanztheater Wuppertal Pina Bausch

18., 19., 20., 22., 23., 24. September 2015
Neue Stücke 2015
Wuppertal, Opernhaus
Dauer: N.N.
Vorverkaufsbeginn: 10. Juni 2015
Tanztheater Wuppertal Pina Bausch

8., 9., 10., 11. Oktober 2015
DER FENSTERPUTZER
Wuppertal, Opernhaus
Dauer: 2h 55 inkl. Pause
Vorverkaufsbeginn: 13. August 2015
Tanztheater Wuppertal Pina Bausch

5., 6., 7., 8. November 2015
TWO CIGARETTES IN THE DARK
Wuppertal, Opernhaus
Dauer: 3h inkl. Pause
Vorverkaufsbeginn: 10. September 2015
Tanztheater Wuppertal Pina Bausch

19., 20., 21., 22. November 2015
NELKEN
Wuppertal, Opernhaus
Dauer: 1h 50 keine Pause
Vorverkaufsbeginn: 24. September 2015
Tanztheater Wuppertal Pina Bausch

28., 29., 30., 31. Januar 2016
CAFÉ MÜLLER / DAS FRÜHLINGSOPFER
Wuppertal, Opernhaus
Dauer: 1h 45 inkl. Pause
Vorverkaufsbeginn: 3. Dezember 2015
Tanztheater Wuppertal Pina Bausch

25., 26., 27., 28. Februar 2016
AUF DEM GEBIRGE HAT MAN EIN GESCHREI GEHÖRT
Wuppertal, Opernhaus
Dauer: 2h 20 inkl. Pause
Vorverkaufsbeginn: 3. Dezember 2015
Tanztheater Wuppertal Pina Bausch

21., 22., 23., 24. April 2016
ÁGUA
Wuppertal, Opernhaus
Dauer: 2h 50 inkl. Pause
Vorverkaufsbeginn: 25. Februar 2016

 


eingestellt am: 09.06.2015